PLAY MOZART & MORE 2002
PLAY MOZART & MORE 2002
PLAY MOZART & MORE 2002
Mozart war da. Im Bündheimer Schloss. Mit drei guten Freunden: Uwe Schmidt, Matthias Weise und Dr. Wolfgang Schömbs. Und die wiederum hatten auch Freunde dabei: An die 300 Fans, die am Sonnabend miterleben wollten, wie das "Dr. Jazz Trio" wohl in diesem Jahr sein "Klassik meets Jazz"-Konzept in einen Konzertabend umsetzen würde.
"Jazz im Schloss", die Veranstaltung von Kulturklub, Commerzbank und speziell von Dr. Wolfgang Schömbs, ist eine kapitale Größe im lokalen Kulturkalender geworden. Und - Schömbs mag es verzeihen - es ist im Prinzip egal, welcher Untertitel einen solchen Abend ziert. "Play Bach", "Play Mozart", "Play Schumann" "Play Beethoven", "Play Mozart & Bach & More" (wie in diesem Jahr) oder einfach "Play irgendwen". Denn Erlebnisse sind vorprogrammiert, egal welcher große Komponist seine Stücke zur Verfügung stellt, damit Schömbs und Co. mit ihnen auf der Grenze zwischen Klassik und Jazz hin- und herspazieren.
Und dieser Spaziergang ist so leicht, so locker. Den Weg weist natürlich Dr. "Jazz" Wolfgang Schömbs, der Komponist, der Pianist, der Visionär. Sein prägnantes Spiel auf dem edlen Bösendorfer-Flügel drückt dem Abend den akustischen Stempel auf. Mit schlafwandlerischer Sicherheit schlägt Schömbs seine musikalischen Purzelbäume auf dem Teppich aus Klang, den Weise (Bass) und Schmidt (Schlagzeug) ihm ausbreiteten.
Es mag vermessen ausschauen, wenn Schömbs auf dem Programmzettelchen hinter die Stücke einfach seinen Namen zu dem der "Urkomponisten" hinzufügt: "Mannheimer Sonate D, KV 311 (Mozart/Schömbs)" steht dann da geschrieben, aber so ist es auch richtig. Denn Mozart ist zwar in jedem Takt präsent, aber
Schömbs macht ihn erst zum Jazz-Meets-Classic Erlebnis. Da wird ins Allegro Duke Ellington eingewoben, aus dem "Swinging Andante" klingt keck "Blame It To My Youth" hervor, das Rondissimo wird mit einer ordentlichen Portion Chick Corea gewürzt, in die "Wiener Sonate" schleicht sich "Take Five" ein und alles klingt, als ob Mozart nur auf diese Ergänzung gewartet hätte.
Den "Bach & More"-Part des Programms füllt Schömbs mit einigen Goldberg-Variationen und "Elise Inspirations" - sehr frei nach Beethoven. Hier wird das Verstricken und Verquicken von Jazz und Klassik in Form schier hemmungsloser Improvisation auf die Spitze getrieben.
So macht Jazz Spaß. So macht Klassik Spaß. So macht Musik Spaß. Und das merkte man dem Jazz-Doktor und seinen Mitstreitern auch an. Voller Inbrunst widmeten sich die Drei ihrer großen Aufgabe. Immer wieder war natürlich Schömbs der dramaturgische Mittelpunkt, doch Weise und Schmidt sind stark genug, sich ihr Solorecht zu erspielen.
Ein Rausch der Inspiration waren auch die "verbalen Intros", die zum Teil sehr persönlichen Texte, mit denen Schömbs die Stücke verband. Dass "Dr. Jazz" dabei das Wort nicht ganz so locker von den Lippen kam, wie die Musik aus den Fingern - Schwamm drüber. Es hieß ja auch "PLAY Mozart" und nicht "TALK about Gott und die Welt". Außerdem gaben die Moderationen den Besuchern immer wieder die Luft, sich innerlich auf die nächste Begegnung zwischen Jazz und Klassik einlassen zu können.
Holger Schlegel
Goslarsche Zeitung 22.10.2002